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: Travel Talk - Touristik-Fachzeitschrift, Hamburg

So verkaufen Sie sich:
Richtig bewerben und vorstellen

MARTINA S. AUS SOLINGEN weiß sehr genau, was sie will: eine teamorientierte Stelle in einem Großstadtreisebüro, einen modernen Arbeitsplatz mit anspruchsvollen Kunden, einen Job, bei dem ihre Potenziale gefördert werden und der ihr einen gewissen kreativen Freiraum bietet. Bis dato hat sie nur in einer kleinen Agentur gearbeitet und keine Erfahrung in Sachen Bewerbung. Zum Ausbildungsplatz hat ihr ein Bekannter verholfen. Und nach den Lehrjahren ist sie ohne Einstellungsgespräch vom Reisebüro übernommen worden. Doch jetzt will sie weg. Ihre Chancen stehen an sich gut. “Ich habe fünf Jahre Berufserfahrung, habe Zielgebietskenntnisse, bin sicher in Start, Toma und Iris, habe IATA- sowie DB-Kenntnisse.” Das reicht, dachte sie und bewarb sich in einem großen Münchner Büro, das einer Kette angehört. Es reichte nicht. “Ich habe mich nicht richtig vorbereitet, war dadurch hyperaufgeregt, so dass ich mich bei vielen Antworten völlig verhaspelt und den Faden verloren habe. Ein richtig peinlicher Auftritt”, berichtet sie im Nachhinein selbstkritisch. Das Ergebnis: Eine Woche später flatterte per Post die Absage ins Haus. “Wir haben uns für einen anderen Bewerber entschieden.”

“Nicht vorbereitet zu sein, ist ein unverzeihlicher Fehler”, sagt Diplompsychologe und Bewerbungsprofi Jürgen Hesse. Mit der Einstellung “Ich kam, ich sah, ich siegte” überstehe man heutzutage die komplexe Bewerberauswahl nicht mehr. Das A und O ist neben der vollständigen Bewerbungsmappe die konsequente Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch. “Und hier merken wir einen deutlichen Unterschied zwischen Bewerbern, die aus der Branche kommen, und Seiteneinsteigern”, sagt Dirk Eggert, als Leiter Innendienst bei der Hapag-Lloyd Geschäftsreise GmbH, Frankfurt, für Personal und Personalauswahl verantwortlich. Fachkräfte seien in der Regel gut vorbereitet. Seiteneinsteiger, die immerhin bis zu 70 Prozent der Bewerber ausmachten, “kommen sehr blauäugig an und glauben, wenn sie Word oder Excel beherrschen, können sie auch Reisen buchen”. Solche Bewerber setzt Eggert setzt oft an den Computer, um ihr Können zu beweisen.

Zur richtigen Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch gehört in erster Linie die Informationsbeschaffung über das Unternehmen. – ein absolutes Muss. Ein zweiter sehr wichtiger Punkt sind die Fragen des Bewerbers. Sie zeigen, dass man sich vorbereitet hat. “Auf eigene Fragen dürfen Sie niemals verzichten, denn an intelligenten Fragen erkennt man den kompetenten und motivierten Bewerber. Nur Fragen, die besser schon im Vorfeld geklärt worden wären oder im Laufe des Vorstellungsgespräches bereits beantwortet wurden, dürfen Sie nicht stellen”, rät Dr. Randolph Vollmer, Unternehmensberater und Herausgeber des Online-Stellenmarktes Jobware Deutschland, Paderborn.

Dass Bewerber, die dem Personalleiter oder Geschäftsführer gegenüber sitzen, zuweilen sehr aufgeregt und nervös sind, ist normal. Das wissen und erkennen die Personalverantwortlichen. Wenn sie merken, dass die Nervosität der Bewerbers übergroß ist, werden sie zunächst auf einfache Themen umschwenken, zu denen jeder etwas sagen kann. Tagesaktuelles, Fernsehen, Kino oderSport, Das entschärft die Situation. Doch auch hier gilt: Vorsicht, nicht aufs Glatteis führen lassen. Eine Bemerkung wie “Spielen Sie etwa auch Golf” (an der Wand des Personalchefs hängt ein Golfschläger) zeigt, was Sie als Bewerber über diesen Sport denken. Wer sehr unsicher ist, sollte ein Vorstellungsgespräch einmal durchspielen, raten die Experten. Aber nicht mit der Freundin, sondern mit jemandem, der sich damit auskennt.

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“Todsünden und Killerantworten”
 Interview mit Buchautor Jürgen Hesse

Jürgen Hesse, Buchautor und Inhaber des Büros
für Bewerbungsstrategie, Berlin, gibt Tipps, wie man
sich am besten in Bewerbungsgesprächen verkauft.

Wie bereitet man sich auf das Vorstellungsgespräch vor?

Jürgen Hesse: Viele Leute glauben, sie gehen da einfach hin, reden und schon    kriegen sie den Job. So einfach ist es nicht mehr. Der Bewerber muss in sich gehen, seine Stärken und Schwächen erkennen. Er muss den Arbeitgeber kennen und wissen, was dessen aktuelle Situation ist. Je mehr man weiß und das auch im Gespräch einfließen lassen kann, desto geneigter ist der Arbeitgeber, weil man dadurch eine kleine Arbeitsprobe seiner sorgfältigen Vorbereitung gibt. Es geht immer um drei Punkte: Kompetenz glaubhaft rüberbringen, Leistungsmotivation zeigen und zwischen Einkäufer und Bewerber einen Vertrauensbund schließen.

Welche Fragen kommen ganz bestimmt?

Hesse: Warum bewerben Sie sich? Was können Sie wirklich für uns tun? Warum sollen wir uns für Sie entscheiden? Diese elementaren Fragen bringen schon die meisten Leute durcheinander. Zentraler Wunsch des Arbeitgebers ist es herauszukriegen: Wer sind Sie eigentlich? Weitere klassische Fragen sind: Was machen Sie gerade an Ihrem Arbeitsplatz? Welche Probleme gibt es dort? Worin sind Sie besonders gut? Was müssen Sie noch lernen? Wo wollen Sie in drei oder fünf Jahren sein?

Was sind echte Killer-Antworten?

Hesse: Weil Sie doch inserieren, weil Sie doch jemanden suchen, ist die falsche Antwort auf die Frage, warum bewerben Sie sich. Killer-Antworten sind alle zu kurz gedachten, fast schon frechen Antworten. Dazu zählen Bemerkungen wie ich habe keine Schwächen, ich kann alles. Tödlich ist es auch, aus dem Nähkästchen zu plaudern, über blöde Chefs und Kollegen herzuziehen und Firmengeheimnisse auszuplaudern. Denn spricht er schlecht über andere, dann spricht er eines Tages auch schlecht über uns.

Welche Fehler sind Todsünden im Bewerbungsgespräch?

Hesse: Unpünktlichkeit. Wer zu spät kommt, ist gleich in der Defensive. Aber auch die falsche Kleidung - zu leger oder zu vornehm - gilt als Fauxpas. Ebenso die Unfähigkeit, nicht richtig zuhören zu können. Die größte Todsünde ist jedoch, sich nicht ordentlich vorbereitet, nicht alles durchdacht und bedacht zu haben.

Erfolg im Vorstellungsgespräch kommt durch gegenseitige Sympathie zustande. Wie gewinnt man Sympathie?

Hesse: Das fängt bei der vollständigen Nennung des Namens an. Wenn ich sage, ich heiße Jürgen Hesse, dann kann schon allein der Name ein Sympathieträger sein. Es geht über den Händedruck, den direkten Blickkontakt, die Art und Weise, wie man den Raum betritt und freiwillig Auskunft gibt, weiter. Sympathie ist beeinflussbar. Politiker beherrschen das perfekt. Sympathie entsteht dadurch, dass ich im anderen etwas erkenne, was mir bekannt vorkommt. Wenn ich im anderen erkenne, Mensch, der ist ja so wie ich vor zehn Jahren, wir kommen aus der gleichen Stadt, haben das gleiche Hobby, dieselbe Uni besucht, wir sind Berufskollegen – dann habe ich etwas Gemeinsames. Es muss dem Bewerber gelingen, ein Kapitel aufzuschlagen, wo der andere sich in seiner Wertewelt wiederfindet.

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Die Neue ist doof

HOHE STIEFEL, KNAPPER ROCK, TIEFER EINBLICK: “Ich konnte die Neue vom ersten Tag an nicht ausstehen.” Dabei ist Michaela L. (32) an und für sich eine tolerante Reisebürokollegin. Nett, hilfsbereit, abgeklärt - und erfahren zudem. Doch als eines Montagmorgens die Neue (24) ins Reisebüro stolziert kam, war’s mit ihrem Großmut vorbei. “Ich fand sie hochnäsig und die Kleidung war unpassend. Ich wartete förmlich nur darauf, dass Steffi Fehler machte.” Und Steffi F. machte Fehler. Michaela L. wies sie bei jeder Kleinigkeit zurecht, hielt Informationen zurück und ließ sie auflaufen, wann immer sie konnte. Die Folge: Binnen weniger Tage war das Arbeitsklima am Counter des kleinen Essener Reisebüros vergiftet Heute, ein Jahr später, sind Michaela L. und Steffi F. zwar noch immer keine besten Freundinnen, aber sie arbeiten inzwischen auf einer distanziert-professionellen Ebene miteinander. Des Problems Lösung: Steffi hatte die Antihaltung ihrer Kollegin sehr schnell gespürt und ein Gespräch unter vier Augen mit ihr gesucht. Das half, die Ressentiments abzubauen.

Die Neue ist doof. Man kann sie nicht leiden, man kann sie nicht riechen, man kann sie nicht akzeptieren. Eine Situation, wie sie hundertfach vorkommt - zumindest aus Sicht derer, die schon eine Weile in “ihrem” Reisebüro arbeiten. Sie kennen die Abläufe besser. Sie kennen die Regeln, die sie größtenteils selbst aufgestellt haben. Und jede Neue ist irgendwie eine Unbekannte. Eine Gefahr für die Privilegien. Ein Risiko, das viele am Anfang nicht einschätzen können. Deshalb, so der Koblenzer Diplom-Psychologe Bruno Hoeller, “haben viele Menschen Angst vor dem Neuem”.

Eine Kollegin, die das am eigenen Leib gespürt hat, ist Elvira H. (27). “Ich hatte mich so auf meinen neuen Job gefreut.” Die Vorzeichen waren glänzend. Das Inserat in einer Kölner Tageszeitung (“Nette, belastbare Kollegin für kollegiales Reisebüroteam gesucht”) war nachgerade maßgeschneidert für sie, und das Vorstellungsgespräch in Bonn war vortrefflich gelaufen. Doch die ersten Tage und Wochen im Reisebüro waren für die Expedientin die Hölle. “Ich habe gleich gemerkt, daß mir zwei Kolleginnen alles andere als wohlgesonnen waren. Sie mochten mich wohl von Anfang an nicht.” Elvira H. war mit der Situation hoffnungslos überfordert. Suchte nach Gründen bei sich selbst, fand aber keine. Zur Büroleiterin wollte sie nicht gehen. Das wäre aus ihrer Sicht einem Offenbarungseid gleich gekommen. Und das direkte Gespräch mit den Kolleginnen? “Davor habe ich mich gedrückt.” Ein großer Fehler, wie sie freimütig einräumt. Denn aus der “belastbaren, netten” Elvira H. wurde in wenigen Wochen eine introvertierte, unsichere Reisebürokauffrau. Eine Mitarbeiterin, der nichts mehr leicht von der Hand ging. Und die nur einen Ausweg aus dem Dilemma wußte: “Ich habe nach fünf Wochen das Handtuch geworfen und gekündigt.”

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Verfluchte Quasselstrippen:
Was tun, wenn der Kunde kein Ende findet?

        NEIN, NICHT SCHON WIEDER, schießt es Sandra B. durch den Kopf, als sie von ihrem Bildschirm aufsieht und einen Blick durchs Schaufenster riskiert. Am liebsten würde sie schnell aufspringen und weglaufen. Doch das geht nicht, denn Sekunden später betritt Herr F. das Reisebüro. Er ist Stammkunde. Und zwar ein Besonderer. “Der kommt alle zwei Monate zu uns rein und lässt sich ewig beraten. Mal will er nach Hurghada mit Halbpension, dann wieder mit All-inclusive auf die Malediven. Aber er hat noch nie einen Urlaub bei uns gebucht.” Sandra B., der ein kleines Reisebüro in Krefeld gehört, kommt es so vor, als sei es sein Zeitvertreib, sich beraten zu lassen. Kopf-Urlaub zu machen sozusagen. Doch heute ist für sie das Maß voll. Nach 15-minütiger Suche nach einem Pauschalhotel in Side mit Begleitdiskussion zum Thema Qualität der türkischen 4- und 5-Sterne-Hotels in Side platzt ihr der Kragen. Sie beendet die Beratung und bittet ihren Kunden das Büro zu verlassen. “Einen Kunden für immer zu verlieren, kann manchmal erleichternd sein.”

        Nervige Kunden wie Herrn F., die Reisebüroangestellten die Beratungszeit für wirklich interessierte Kunden klauen, gibt es in der ganzen Republik. Jene Zeitgenossen zum Beispiel, die einfach nur das Wissen der Touristikexperten abfragen und mit der eigenen Urlaubserfahrung vergleichen wollen. Nach dem Motto: Stimmt nicht, ich erzähl dir mal was, neben der Tourist-Information in Málaga ist nicht die Banco de Andalucía, sondern die Caja Postal. Das ist die Kategorie Besserwisser. Oder jene, häufig ältere Kunden, die nach dem Verkauf eines DB-Tickets zwischen dem hessischen Rodgau und Michelstadt/Odenwald den Reiseverkäufer quasi als Gegenleistung ihre Lebens- oder Krankengeschichte erzählen. Kategorie: mangelnde Sozialkontakte. Egal welcher Typus nerviger Kunde vor dem Counter steht: Agenturmitarbeiter müssen sich nicht von Kunden zulabern lassen. Es gibt Grenzen. “Nervige Kunden lasse ich ab einem gewissen Punkt auflaufen, aber immer auf die diplomatische Art und Weise”, sagt Günter Neuss, Mitinhaber von Go Tours in Würzburg. Das heißt: Den Kunden spüren lassen, dass man das Gespräch als beendet betrachtet, ihm klar machen, dass das Beratungspotenzial ausgeschöpft ist, ihn vor eine Hopp-oder-topp-Entscheidungssituation stellen: “Wollen Sie nun auf die Kanaren fliegen oder nicht?”

        Auch wenn immer wieder die Dienstleistungsmentalität in den Reisebüros gepredigt wird wie das Amen in der Kirche, bedeutet das nicht in allen Fällen, dass der Kunde König ist. Kunden, die schwafeln und schwadronieren, stören und lähmen dabei sehr häufig das Geschäft. Und hier ist man weder schlechter Berater, noch schlechter Geschäftsmann, wenn man im richtigen Moment Signale setzt. Wie die – Stammkunden freilich ausgenommen - aussehen können, erzählt Anne Bode, Inhaberin des Nordenstadter Reisebüros: “Ich antworte einsilbig, manchmal nur noch mit ja oder nein, erkläre, dass ich für bestimmte Leistungen künftig Gebühren in Rechnung stellen muss oder beginne mich mit Dingen auf dem Schreibtisch zu beschäftigen.” Außerdem gibt es einen Code unter den Angestellten im Büro: Wenn jemand merkt, dass der andere nicht aus dem Gespräch herauskommt, kommt er rüber und sagt: “Frau Meyer-Schulze hat schon dreimal angerufen. Sie erwartet dringend einen Rückruf bis 12 Uhr.” Zack, Kundengespräch beendet.

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“Das ist ja interessant, erzählen Sie mehr!”

Verkaufstrainer Hans-Uwe Köhler, Börwang, gibt Tipps, wie man am besten in anstrengenden Kundengesprächen reagiert.

Professionelle Gesprächsführung ist das A und O in Dienstleistungsberufen. Wie bereitet man sich am besten auf nervige Kundengespräche vor?

Hans-Uwe-Köhler: Die erste Empfehlung lautet: Verlieren Sie niemals Ihr positives Interesse an dem Kunden! Fragen Sie geduldig nach. Investieren Sie Zeit. Das hat folgenden Grund: Die meisten Menschen haben natürlich überhaupt keine Lust, sich mit einem Nervenbündel abzugeben. Deshalb kommt es zu einer ganz verrücken negativen Kette: Der Verkäufer will den nervenden Kunden loswerden, der wiederum spürt das ganz genau und verstärkt dadurch seine Nerverei. Die Katastrophe ist vorprogrammiert!

Es gibt Kunden, die partout alles besser wissen. Wie begegne ich diesen Zeitgenossen?

Köhler: Egal, was ein Kunde sagt - probieren Sie den folgenden Satz: “Das ist ja interessant! Erzählen Sie mehr...!” Ich sage Ihnen voraus: die meisten Kunden sind völlig überrascht, wenn man Ihnen diese Möglichkeit einräumt!

Auch wenn es schwer fällt: Ist Höflichkeit auch gegenüber aufdringlichen Kunden ein Muss?

Köhler: Grundsätzlich gilt natürlich das Gebot der Höflichkeit! Der Kunde repräsentiert schließlich unser Gehalt. Und sein Gehalt lächelt man an, unabhängig von der Höhe! Dennoch: es gibt natürlich Grenzen, die auch ein Kunde nicht überschreiten darf! Hier sollte ganz bestimmt darauf hingewiesen werden.

Ich merke, dass ich die Nerven im Gespräch verliere. Was tun?

Köhler: Unterbrechen Sie das Gespräch, bitten Sie um eine Pause - damit eine Kollegin oder ein Kollege übernehmen kann. In eingespielten Teams kann man sich auch Passwörter verabreden, die dann zur Ablösung führen!

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Köhler: Wer in Not gerät, ruft in das Büro, “Wer hat mal die Zeittabelle für den Urlaubsort?” Der Kunde merkt den Unsinn der Frage nicht, die anderen wissen jetzt aber Bescheid und kennen auch noch den augenblicklichen Gesprächsstand.

Die intelligenteste Art ein Gespräch zu beenden?

Köhler: Schwer zu sagen, als grundsätzliches Muster vielleicht so: Wissen Sie was, ich möchte mich da tiefer reinarbeiten. Was halten Sie davon, wenn wir jetzt das Gespräch abbrechen, und ich dann das Angebot nach Hause sende. Da können Sie dann alles in Ruhe prüfen und wenn Sie sich entschieden haben, dann kommen Sie wieder. Einverstanden?”

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Wenn Dicke abheben: Zu breit für einen Flugzeugsitz

        Extrem übergewichtige Menschen haben nicht nur Probleme mit Herz, Kreislauf und dem Klamottenkauf von der Stange. Auch der normale Flugzeugsitz in der Economy Class vieler Fluggesellschaften ist für sie häufig zu eng. Was aber tun, wenn ein Sitz von der Breite her nicht mehr reicht? Den krassesten Fall beschreibt die Deutsche Lufthansa. Ein 320 Kilo schwerer Sumo-Ringer musste drei Plätze für Start und Landung in der Economy Class buchen und bezahlen. Während des Fluges wurde das sportliche Schwergewicht in der First Class transportiert. Und zwar auf dem Boden sitzend, weil die Sitze im Ernstfall die Last nicht ausgehalten hätten.

        Doppelter Umfang, doppelter Preis. Ein Einzelfall? Mitnichten. “Da es an Bord der Hapag-Lloyd-Urlaubsflieger leider keine extrabreiten Sitze gibt, empfehlen wir besonders übergewichtigen Fluggästen, die Buchung eines zweiten Sitzplatzes.” Klare Ansage aus der Hapag-Lloyd-Pressestelle in Langenhagen. Pressesprecherin Susanne Stünkel: “Wir halten unsere Reisebüropartner an, die Buchung eines zusätzlichen Sitzplatzes für besonders übergewichtige Kunden zu veranlassen.” Ohne Ermäßigung, versteht sich.

        Auf derselben XXL-Linie wie Hapag Lloyd fliegt auch Aero Lloyd. Sabine Schabrich, PR-Verantwortliche für die Chartergesellschaft, konzediert: “Sehr übergewichtige Passagiere müssen bei uns zwei Sitzplätze buchen und bezahlen.” Weniger Klartext reden die Carrier Condor, FTI und LTU. Die Condor-Sprecherin Hannelore Zapf sagt, es komme in der Praxis “so gut wie nie vor, dass wir mit Passagieren mit sehr großer Leibesfülle Probleme haben”. Wenn möglich, lasse man den Platz neben dem Flugreisenden frei. Falls aber ausgebucht sein sollte, müsse der Passagier, der nur einen Platz gekauft hat, aus Sicherheitsgründen den Flieger verlassen – weil befürchtet werden müsse, “dass bei hoher Beschleunigung oder starken Turbulenzen mit einem Versagen der Sitzstruktur zu rechnen ist”. Allerdings, beschwichtigt Zapf, sei dies in den vergangenen acht Jahren nicht vorgekommen.

        Von der FTI in München verlautet: “Das einzige Problem könnte sich beim Ausklappen der Esstische stellen.” Ansonsten habe es keinen Fall gegeben, dass ein übergewichtiger passagier zwei Plätze gebucht habe. Auch bei der LTU ist man bemüht, sich am eigentlichen Problem vorbei zu mogeln. Sprecher Pierre de la Motte: “LTU verpflichtet niemanden, einen zweiten Sitzplatz aufgrund seiner körperlichen Ausmaße zuzukaufen. Die Entscheidung wird dem betreffenden Passagier selbst überlassen.” Bei den Düsseldorfern gilt: Umsichtiger Check-in ist das A und O. Soll heißen: Dem Betroffenen wird ein Platz am Gang oder Notausgang angeboten und es wird versucht, den Platz nebenan freilassen.

        AIRLINES SIND NICHT DIE HEILSARMEE

        Und welche Erfahrungen machen übergewichtige Menschen in den Reisebüros und auf Flügen? “Meistens recht positive”, sagt Birgit Dams, erste Vorsitzende des Vereins “XXL – Starke Leute e.V.” “Wir werden auf das Problem meist schon im Reisebüro hingewiesen.” Außerdem hat sie die Erfahrung gemacht, “dass man beim Check-in versucht, auf die Bedürfnisse sehr dicker Leute einzugehen”. Zum Beispiel in Form von Sicherheitsgurt-Verlängerungen. Und der doppelte Flugpreis? “Das finden wir in Ordnung, denn Airlines sind Wirtschaftsunternehme und nicht die Heilsarmee.”

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 Keine Garantie

EINE GLOSSE ÜBER SINGLE-REISEN

Luxuszimmer mit Meerblick, ein Doppelbett für den Single - das ist Optimismus. Zwei weichgespülte Handtücher liegen im Bad - das ist positives Denken. Zwei eiskalte Piccolos in der Minibar – das ist Zuversicht. Prima Voraussetzung für die Herzklopfen-Single-Tour. Die kostet zwar eine Stange Geld, doch wer Erfolg haben will, darf nicht knausern. Auch gute Kleidung versteht sich von selbst - denn im Industriemechaniker-Outfit trifft man nicht die Traumfrau. Auch das Taschengeld sollte reichlich bemessen sein : täglich ein paar Einladungen auf einen Sekt oder ein Abendessen außerhalb des Clubs. Jedenfalls spielt sich der Single-Urlaub so in meiner Phantasie ab. Die Ernüchterung kommt schon am Anreisetag. Der Reiseleiter bittet die Teilnehmer der Herzklopfen-Single-Tour zu einem kurzen Empfang in die Hotellobby. Nervosität allenthalben. Begegnet mir die große Unbekannte schon hier? Merke ich’s auch sofort, wenn’s funkt? Der Reiseleiter verteilt Merkblätter und erklärt: “Um mit einem Mitreisenden in Kontakt zu treten, füllen Sie einfach vorliegendes Formular aus. Vergessen Sie Ihre ganz persönliche Codenummer nicht, die sie beim Check-in bekommen haben. Wir leiten Ihren Kontaktwunsch dann an den Betreffenden weiter. Die Antwort auf Ihre Kontaktaufnahme liegt aber allein im Ermessen des Kontaktierten. Eine Garantie hierfür kann der Veranstalter nicht übernehmen.” So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

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Wie viel Privates darf sein?
Klatsch und Tratsch im Büro

Sie war in letzter Zeit überaus nervenschwach und fahrig. Dunkle Ringe unter den Augen sprachen eine deutliche Sprache: Schlafmangel, Verstimmung, Disharmonie. Was war bloß los mit Luisa T.? Die 32-jährige, ein eher stiller Typ, hatte nie viel von Klatsch und Tratsch im Reisebüro gehalten. Deshalb konnten die Counter-Kolleginnen auch nur mutmaßen, dass irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung war. Kollegin Diana F., 28, fragte deshalb vorsichtig nach. “Eheprobleme. Wir trennen uns wahrscheinlich!” Kurz und bündig die Antwort. Mehr war aus der verbitterten Luisa nicht herauszuholen. Nicht das Warum, nicht das Weshalb, nicht das Wie-geht-es-weiter.

Das zugeknöpfte Verhalten der Leipziger Reiseverkäuferin hat seinen Grund: “Ich habe schon oft erlebt, wie Leuten, die viel erzählen und ihr Innerstes nach außen kehren, eines Tages daraus ein Strick gedreht wird. Darauf habe ich keine Lust.” Ihr Standpunkt - ein Einzelfall? Mitnichten. Viele Menschen sind darauf bedacht, Beruf und Privatleben strikt zu trennen. Zumindest wenn es ums Eingemachte geht. Gerade Männer sind darin geübt. Sie können stundenlang über Faltenrock, Fußball und Ferrari fabulieren ohne ein einziges Mal gefragt zu haben: Wie geht es dir? Was machen deine Kinder? Läuft deine Ehe gut? Frauen hingegen, sind sich die Experten einig, sind offener, emotionaler – sie erzählen mehr und persönlichere Dinge. Doch wo ist Grenze der Offenheit, wo die klare Trennungslinie zwischen Beruf und Privatleben? Es gibt sie nicht wirklich. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wieviel er von sich, ihrem Privatleben, seinen Wünschen, Neigungen, Problemen und Weltanschauungen preisgeben will. Wer (zu)viel redet, sorgt häufig für kurzweilige Unterhaltung im Büroeinerlei, läuft aber auch Gefahr, zum Dreh- und Angelpunkt des Büroklatsches zu werden. Und es gibt selbst in den eingeschworensten Bürogemeinschaften keine Garantie, dass dieses Insiderwissen nicht eines Tages zum Nachteil gereicht. Nach der Devise: Eheprobleme? Selbst dran schuld, dass der Mann fremdgeht. Hättest dich halt mehr um ihn kümmern müssen.

Eins ist dennoch klar: Arbeitnehmer sollten sich nicht völlig aus dem sozialen Mikrokosmos Büro ausgrenzen. Der Kontakt zu den Kollegen ist wichtig und wird durch ein Fläschchen Schampus nach der Arbeit, durch ein Sommerfest, eine interne Geburtstagsfeier oder ein gemeinsames Sushi-Essen gefestigt und gefördert. Bei solchen Anlässen kann man wunderbar über den Herrn lästern, der in den Herbstferien für 199 Mark inklusive Vollpension nach Mallorca will. Oder über die steinalte Rentnerin im schrillen Gaultier-Outfit. Parlieren lässt sich risikolos über die ins Wasser gefallene Radtour, die neuen Flohhalsbänder für Katzen, die Vorzüge von ausziehbaren Backwagen oder das peinliche Handygebimmel mitten in Wagners “Tristan und Isolde”. Das ist unverfänglich und schadet keinem. Kritisch wird es, wenn Klatschbasen sich über Nachbarn, Schwiegereltern, Chefs und Kollegen das Maul zerreißen, die Sexualpraktiken ihres Ehepartners ausbreiten, über Geldprobleme und Streit in der Kindererziehung berichten und brühwarm jedes auch nur kleinste Problem im Büro ausbreiten. Es leidet auf lange Sicht nicht nur ihr Ansehen. Auch ihr Standing in der Bürogemeinschaft wird auf das der Quasselstrippe und Schwätzerin reduziert.

Das muss im Umkehrschluss freilich nicht bedeuten, dass die Schotten im Büro für jegliche Erzählungen immer völlig dicht sein sollten. Wer tatsächlich mit einem echten Freund und einer echten Freundin zusammenarbeitet, darf freilich seine Freude teilen und sein Leid klagen. Aber Vorsicht: Den Schneeballeffekt nicht unterschätzen. Fast jeder hat die im “Vertrauen erzählten Dinge” schon mal hinter vorgehaltener Hand weitererzählt. Wieso also nicht auch der Kollege oder die Kollegin?

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“Zu viel Offenheit macht angreifbar”

Interview mit dem Koblenzer Diplom-Psychologen Bruno Hoeller

Wieviel Privatleben darf man im Büro preisgeben?
Bruno Hoeller: Privatleben und Arbeitsleben sind zwei verschiedene Dinge. Kolleginnen und Kollegen sind keine Freunde, die ich mir selbst ausgesucht habe. Die größte Gefahr besteht darin, persönliche Erwartungshaltungen, die eigentlich auf Familie und Freunde gerichtet sein sollten, an die Menschen im Büro zu übertragen. Zum Beispiel könnte jemand, der aus schwierigen familiären Verhältnissen stammt, unbewusst hoffen, die Geborgenheit und Zuwendung, die eigentlich die Eltern und Familie hätten geben sollen, nun im Büro zu finden. Die Kolleginnen und Kollegen können aber nicht die vermisste Liebe und Zuneigung geben, denn letztendlich zählen im Büro die Qualität der Arbeit, Leistung und Profit.

Welchen Nachteil hat zuviel Offenheit?
Hoeller: Durch zuviel Offenheit mache ich mich verletzlich und angreifbar. Das Wissen über private Dinge könnte ausgenutzt werden, das Privatleben zum Klatschthema werden. Das allgemeine Betriebsklima spielt hierbei eine große Rolle. Verhalten Sie sich dem Kontext entsprechend, schauen Sie, wie offen die anderen sind. In einer Bank oder einer Unternehmensberatung herrscht ein völlig anderer Rahmen als in einem Reisebüro oder einer Computerfirma, in der alle Mitarbeiter etwa gleich alt sind und sich duzen.

Welche privaten Themen sollten im Büro tabu sein?
Hoeller: Es geht weniger um bestimmte Themen, die ausgelassen werden sollten, als um den Rahmen, in dem das geschieht. Wenn ich merke, da ist jemand, den ich sehr sympathisch finde, mit dem ich gerne engeren Kontakt haben möchte, dann kann ich ein Treffen außerhalb des Büros vorschlagen. In der Mittagspause in der Pizzeria oder am Abend in der Kneipe können dann auch private Themen besprochen werden, denn eine klare räumliche Trennung ist vollzogen.

Wie begegnet man neugierig bohrenden Kollegen?
Hoeller: Wichtig ist, dass ich klare Grenzen setze und sage, wenn mir Fragen zu persönlich sind oder dass mir etwas zu weit geht. Sagen Sie ruhig, dass das Büro nicht der geeignete Rahmen ist, um über so private Angelegenheiten zu sprechen.

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Warteschleifen im World Wide Web:
 20 Reisebüros im Online-Tes
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Immer mehr Reisebüros werben mit einer eigenen Homepage im Web. Travel Talk (TT) hat den Auftritt von 20 Agenturen unter die Lupe genommen und sie per E-Mail um ein verbindliches Angebot für eine Floridareise gebeten. Die meisten ließen TT lange warten.

Viele Agenturen  suchen mittlerweile per Internet den Kontakt zum Kunden. Bei wenigen kann man schon online buchen, per E-Mail sind sie jedoch alle zu erreichen.
Die Aufgabe: 20 Büros wurden per Mail um ein Angebot für eine 14-tägige Floridareise gebeten (zwei Erwachsene, zwei Kinder mit HP, Vier-Sterne-Hotel, Abflug in Frankfurt und Mietwagen).
Die Testsieger: das Reisebüro im Kaufland in Neckarsulm. Nach zwei Stunden hatte Geschäftsführer Ralf Frank das beste Komplettangebot erstellt: mit zwei alternativen Abflugdaten, einem Mietwagenpreis, der seinesgleichen sucht, und einem Hinweis, dass unter Umständen ein Komplettschutzpaket für die Familie sinnvoller und wenig teurer sein kann, als einzeln abgeschlossene Reiserücktritt- und Auslandskrankenversicherung. Obendrein ist – gemessen an der Vorgabe (Halbpension in Florida) - das schwäbische Angebot das preiswerteste. Großes Plus des Kaufland-Reisebüros: Die E-Mail ist sehr ansprechend gestaltet und mit Abstand die Übersichtlichste. Desweiteren enthält sie vom Ansprechpartner über Internet- und E-Mail-Adresse, Postanschrift, 0800er Servicenummer und HRA-Eintrag alles, was der Kunde übers Büro wissen muss. Die Homepage des Reisebüros (www.reisebuero-im-kaufland.de) ist zudem sehr infomativ.
Als Zweiter ging der Wiesbadener Reiselanden Macholdt durchs Ziel (www.reiseladen.com). Die Antwort brauchte 24 Stunden.Zwar sind Flug, Hotel und Mietwagen teuerer als bei den Schwaben. Dafür hat Expedientin Patrizia Rinaldi aber alternative Angebote ausgearbeitet. Die Reiserücktrittskostenversicherung ist außerdem günstiger als bei den anderen.
Platz drei teilen sich Reisebüro Malsch in Karlsruhe und Blue Sky in Frankfurt. Für Malsch (www.sparkasse-karlsruhe.de/11XX/ reise.htm#Reisebüro) spricht die Antwortzeit, die mit 44 Stunden noch gut ist. Das Angebot ist aber nur befriedigend. Eigentlich hätten die Frankfurter vom Blue-Sky-Reisebüro (www.reisebuero-bluesky.de), die Alternativen aufgezeigt und Standortempfehlungen abgegeben haben, deutlich besser abschneiden können. Aber 137 Stunden bis zur Antwort sind einfach viel zu lang und führen zur Abwertung.
Fazit: Alle anderen Reisebüros lassen Kunden im Web lange Warteschleifen drehen. Sieben von 20 haben gar nicht geantwortet. Das ist eine ernüchternde Bilanz angesichts der wachsenden Bedeutung von E-Commerce im Reisegeschäft.

    Reisebüros nehmen E-Mail nicht wichtig genug

    Mittelmäßige Noten für viele deutsche Reisebüros. Das ist das Ergebnis eines Online-Tests von TravelTalk. Zwanzig Reisebüros, die ihren Kunden im World Wide Web einen Online-Kontakt anbieten, wurden angemailt und um ein konkretes Reiseangebot gebeten. Das Resultat: Nur 13 Agenturen haben geantwortet – die E-Mails kommen als E-Snails daher.

60 Prozent Rücklauf in einer Woche: Das ist angesichts der zunehmenden Bedeutung von E-Commerce und E-Business zu wenig. Das Mindestmaß an Geschäftstüchtigkeit ist, regelmäßig die E-Mails vom Server abzuholen und zu beantworten. In einfachen Fällen sollte die Antwort spätestens 24 Stunden später beim Kunden sein. Sollte es länger dauern, benachrichtigen Sie den Kunden kurz.

Die gröbsten Schnitzer im Test: Online-Kontakte im Netz anbieten und, wie ein Münchner Reisebüro-Bolide, nach einer Stunde antworten: “Keine Beratung im Internet.” Wer Angebote ins Netz stellt und E-Mail-Kontakt anbietet, muss Kunden auch entsprechende Angebote machen. Dabei darf der Kunde eines Münchner Reisebüros auch in Greifswald wohnen. Räumliche Nähe spielt beim Thema Kundengewinnung und Kundenbindung im Net keine Rolle.

Vorgekommen ist, dass Reisebüros um die Postadresse bitten, um Kataloge zu verschicken. Ein Unding, denn wer Kataloge will, fordert sie entweder dezidiert an oder besorgt sie sich im Reisebüro um die Ecke. Wer konkrete Anfragen im Internet stellt, hat mit großer Wahrscheinlichkeit bereits im Vorfeld die Infobörse WWW genutzt, um sich über Reiseziele schlau zu machen.

Klassische Fehler in Online-Geschäft sind unzureichende E-Mail-Adressen. Manche waren so klein, dass man sie mit der Lupe suchen musste. Zuweilen waren die E-Mail-Adressen der Webdesign-Agentur größer und besser platziert als die der Reisebüros. In seltenen Fällen war der Adressen-Link defekt und die Mails kamen immer wieder zurück – unter anderem passiert beim Callcenter eines großen Reiseveranstalters. Sehr Online-affines Klientel verzeiht diese Fehler nicht, sondern wendet sich ab. Ebenso passiert ist es, dass E-Mail-Antworten zwar zurück kamen, die Herkunft – sprich: der Name des sendenden Reisebüros – aber nirgendwo auftauchte. Der Kunde ist so nicht in der Lage, den Absender zu identifizieren.

Wichtig ist es vor allem, die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Wer nach einem Hotel mit Halbpension fragt, will auch ein Angebot mit Halbpension – Übernachtung mit oder ohne Frühstück darf gerne ein Zusatzangebot sein. In allen Fällen wurde überdies gefragt, ob das Reisebüro Reiserücktritt- und Auslandskrankenversicherung empfiehlt. Das Ergebnis: In fünf von zwölf Fällen gibt es auf die Frage leider keine Antwort.

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Der Hahn in Korb - umschwärmt und umzingelt

Einer der rigorosen Männerwitze lautet: Was ist ein Mann in einer Badewanne voll Salzsäure? Ein gelöstes Problem. Ganz so figurativ will Expedientin Helena W., das Problem freilich nicht gelöst sehen. Aber eine Änderung im Verhalten ihres Kollegen würde sie schon begrüßen, sehr sogar. “Mir geht sein ganzes Getue, Gehabe und Gebalze total auf die Nerven.” Auf die Nerven geht ihr Michael S, der Hahn im Korb eines Mannheimer Reisebüros. “Der hat so richtig die typisch männlichen Eigenschaften. Läßt sich gerne bedienen, wälzt alle unangenehmen und aufwendigen Arbeitsprozesse auf Frauen ab und hat immer Recht”, schimpft Helena W. Doch ihre Möglichkeiten der Problemlösung sind beschränkt. Sie ist die einfache Angestellte im Reisebüro. Und das Problem ist Büroleiter.

Der Mann im Reisebüro – zwar ist er keine ganz so seltene Spezies mehr wie der Geburtshelfer im Kreissaal. Aber immer noch ist die Reisebürobranche ein Geschäftszweig, der von Frauen dominiert ist. Und wo nur wenige Männer mit vielen Frauen zusammen arbeiten, sind Probleme manchmal programmiert. Männer sind nicht selten qua Geschlecht befreit von unliebsamen Aufgaben, sie lassen den Chef raushängen und sich bedienen. Das ist in Reisebüros nicht anders als in anderen Branchen. Sylvie B., 29, hat in ihrer früheren Agentur auch eher unangenehme Erfahrungen mit männlichen Reiseexperten gemacht. “Einer meiner Kollegen war ein typischer Macho. Und das Schlimme daran war, dass viele Kolleginnen ihn sogar angehimmelt haben, ihm gerne Kaffee gekocht haben, weil sie insgeheim doch auf Chauvis stehen.” Weil sie das Spiel nicht mitgemacht hat, habe er versucht, sie gegen ihre Kolleginnen auszuspielen. Was ihm zwar nicht gelungen ist. Doch Sylvie B. hatte eines Tages die Nase voll. Sie kündigte und arbeitet heute in einer Agentur, in der ausschließlich Frauen Reisen verkaufen. “Ein Riesenunterschied, das Arbeitsklima ist um ein Vielfaches entspannter.” Rebecca H. hingegen arbeitet lieber mit Männern zusammen. “Weniger Stress, weniger Gezicke.” Dafür nimmt sie in Kauf, dass viele Männer “im Büro etwas faul sind, wenn’s ums Aufräumen geht.” Am meisten stört sie: “Dass die Typen auf Inforeisen so heiß begehrt sind. Und das auch noch so raushängen lassen.”

Männer, die Scheusale im Büro, auf Seminaren und auf Inforeisen? Ganz so schlimm ist es doch nicht. Sagen zumindest die Männer. Wie beschreiben Sie die Arbeitsatmosphäre unter Frauen, wie sehen sie ihre Rolle? Hahn im Korb? Charming Prince? Außenseiter in einer Frauen dominierten Reisewelt? “Ich bin gerne der Hahn im Korb”, flachst Michael Krug, Auszubildender im Ansbacher Reisebüro Sato Travel. “Aber der liebe und nette.” “Stimmt wirklich”, bestätigt Büroleiterin Ruth Bohner. “Er ist der Quotenmann, benimmt sich superanständig und schleppt uns die Wasserkisten ins Reisebüro.” Doch nicht alle Männer seien so. Sie habe auch schon schlechte Erfahrungen mit Männern im Büro gemacht. “Aber das”, so sagt sie, “ist eine Charaktersache und kann Ihnen auch mit Frauen passieren.” jt

Männer - das faule Geschlecht

Die grüne Politikerin, Feministin, Journalistin und Buchautorin Claudia Pinl, Köln, rät zur Vorsicht im Umgang mit Männer, die im Büro den Macho raushängen lassen.

Männer sind für Sie das faule Geschlecht. Wieso?
Claudia Pinl: Männer und Frauen haben unterschiedliche Arbeitshaltungen, übrigens erlernt, nicht biologisch vorgegeben. Männer hocken abends vielleicht länger im Büro als Frauen. Die Frage ist aber, was machen sie da eigentlich. Brüten Sie über den Geschäftszahlen des Vormonats oder schießen sie auf Moorhühner? Oder haben Sie schlicht keine Lust, nach Hause zu gehen?

Warum schaffen es Männer immer wieder, die Kolleginnen auszunutzen?
Pinl: Männer haben in der Familie gelernt, dass unangenehme, zeitraubende Arbeiten, die wenig prestigeträchtig sind, von Frauen erledigt werden. Das erwarten sie dann auch von den Kolleginnen im Büro. Frauen spielen das Spiel mit, weil sie es so gewohnt sind, oder: um des lieben Friedens willen.

Wie durchschauen Frauen die Tricks der Männer am schnellsten?
Pinl: Indem sie mein Buch lesen.

Mal konkret, wie sollen sie mit Blendern und hilflosen Jungs umgehen?
Pinl: Vom Blender, der gern einen Riesenwirbel um seine bescheidenen Leistungen macht, könnten Frauen lernen, ihre eigene, zumeist gute Leistung nach außen besser darzustellen. Der hilflose Junge lässt sich gern von anderen versorgen: Sie sollen die Arbeit übernehmen, wenn er überfordert ist, ihm frischen Kaffee aufbrühen. Wenn er nicht bereit ist, diese Dienst auch an ihnen zu verrichten – auflaufen lassen.

Der perfekte Mann - 10 Tipps für IHN

1. Denken Sie daran, Sie sind in erster Linie der Kollege und nicht der Mann im Büro.

2. Kochen Sie Kaffee, holen Sie Kuchen und räumen auch Sie das schmutzige Geschirr in die Kaffeeküche. Schwamm und Spülmittel finden Sie meist unter dem Spülbecken.

3. Lassen Sie im Büro auf keinen Fall den Macho raushängen.

4. Sie sind ein gleichwertiger Teil der Bürogemeinschaft. Mit denselben Rechten und Pflichten wie Ihre Kolleginnen.

5. Chefallüren sollte nicht einmal der Chef selbst haben.

6. Vemeiden Sie Balzgehabe und Flirteinlagen. Nicht alle Frauen sind solo und haben ausgerechnet auf Sie gewartet.

7. Lassen Sie allein die Qualität der Arbeit für Sie werben. Denn nur die Arbeitsleistung berechtigt Sie zum Aufstieg in der Agentur-Hierarchie.

8. Sparen Sie sich ironisch-abfällige Bemerkungen über typische Fraueneigenschaften.

9. Blondinenwitze sind out.

10. Ernst gemeinte, unaufdringliche Komplimente sind in.

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Mehr Teilzeitarbeit - mehr Probleme

Teilzeit am Counter – Stefan Macholdt, Inhaber des Wiesbadener Reiseladens, betrachtet das Thema Teilzeit mit sehr gemischten Gefühlen. “Was ich daran schätze, ist die Flexibilität. Unsere Teilzeitkräfte lassen sich sehr flexibel einsetzen, wenn Inforeisen anstehen, Buchungshochsaison ist, Mitarbeiter im Urlaub oder krank sind.” Im Reiseladen – drei der sieben Mitarbeiter arbeiten Teilzeit - funktioniert dieses System nach Absprache mit festgelegten Monatsarbeitszeiten, die aufs Jahr verteilt werden. “Schlecht finde ich wiederum die mangelnde Kontinuität in der Kundenbetreuung”, zeigt Macholdt die Nachteile der Partime-Jobs auf. Viele Vorgänge würden von Teilzeitmitarbeitern begonnen. “Und von den Vollzeitleuten beendet, weil immer dann, wenn der Kunde wieder vorbei kommt oder anruft, der Teilzeitbeschäftigte gerade nicht da ist.” Reisen zu verkaufen, gerade an Stammkunden, ist seiner Meinung ein Akt des Vertrauen und des “individuellen Service”. Deshalb ist er auch bestrebt, auf lange Sicht wieder mehr Vollzeit-Reiseverkäufer in seinem Reisebüro zu beschäftigten.

Teilzeit am Counter – die überwiegende Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten hat einen 630-Mark-Job. Denn nur über die reduzierte Arbeitszeit lassen sich in den meisten Fällen Job, Kinder und Familie unter einen Hut bringen. Nur wer nicht von 9 bis 18.30 Uhr durcharbeitet, hat die Chance, ohne Kinderhort und Tagesmutter die Betreuung seines Kindes sicherzustellen. Deswegen sind Mütter in erster Linie darauf erpicht, hauptsächlich an Vormittagen zu arbeiten. Allerdings, und das ist die Crux, sind viele Büros nicht wirklich scharf darauf, ihren Mitarbeitern verkürzte Arbeitszeiten anzubieten. Susanne Kohlmus, Chefin bei Hapag-Lloyd-Geschäftsreise in Augsburg: “Es ist schwer genug, qualifizierte Kräfte zu bekommen. Und für jede volle Kraft, die dann Teilzeit arbeitet, muss ich wieder jemanden einstellen.” Doch grundsätzlich findet Susanne Kohlmus Teilzeit eine gute Sache. Im Augsburger Firmendienst beispielsweise gibt es eine Teilzeitkraft, die fünf halbe Tage arbeitet; “eine weitere suchen wir gerade”. Arbeitsmodell: mindestens jeden Freitag, “damit die Vollzeitkräfte auch mal ins lange Wochenende können, und jeden zweiten Samstag.” Was den Rest der Wochenarbeitszeit angeht, so Kohlmus, “sind wir flexibel”.

Flexibilität – das ist der große Vorteil, den Reisebüros in Sachen Teilzeit immer wieder betonen. Entgegen vieler anderer Branchen, in denen Teilzeitmitarbeiter eine gern gesehene Spezies. Denn er nimmt keine Stellen weg, sondern ergänzt und entlastet Vollzeitkräfte. Aber, wirft Monika Gindele vom TUI Reisecenter in Friedrichshafen ein, “die Flexibilität hat auch ihren Preis. Denn die Kunden wollen eigentlich nicht fünf Gesichter an fünf verschiedenen Wochentagen im Reisebüro sehen”. In ihrer Agentur arbeiten drei von sechs Mitarbeiter Teilzeit – und zwar je zwei halbe Tage. Monika Gindeles Tribut an Moral und Menschlichkeit. “Denn die Frauen sind Mütter und können nicht anders arbeiten.” Angst hat sie vor dem kommenden Teilzeitgesetz, das Arbeitnehmern das Recht auf Teilzeit einräumt, wenn nicht wichtige betriebliche Gründe dagegen sprechen. Mehr Teilzeit bedeutet mehr Personal. “Und der Arbeitsmarkt ist ohnehin schon leer gefegt.” So leer, dass Agenturen schon versuchen, ihren Azubi abzuwerben.

“Wir müssen viel beweglicher werden”

TravelTalk sprach mit DRV-Präsident und Reisebüro-Inhaber Klaus Laepple über die Auswirkungen von Teilzeitarbeit am Counter und für die Branche

Teilzeit am Counter – welche persönlichen Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Klaus Laepple:
Sehr unterschiedliche, die man nicht generalisieren kann. Ich habe festgestellt, dass sehr viele Arbeitnehmer unter Teilzeit leider immer die Arbeit von 9 bis 13 Uhr verstehen und nicht flexibel genug sind, auch in Stoßzeiten oder an Nachmittagen zu arbeiten. Das liegt oft natürlich auch daran, dass Kinder zu betreuen sind.
Welchen Vorteil hat aus Ihrer Sicht Teilzeit gegenüber Vollzeit?
Aus Sicht des Unternehmers ganz klar die Flexibilität, wenn sie vom Arbeitnehmer praktiziert wird. Dennoch denke ich, dass Vollzeit für den Counter das bessere Modell ist. Vor allem, wenn es um die Kontinuität in der Kundenbetreuung geht. Das gilt übrigens auch für die Veranstalter. Teilzeit ist immer nur das Hilfsmodell, um Spitzenzeiten abzudecken und die Vollzeitkräfte zu entlasten. Was mich an Teilzeit stört, ist, dass die Leute für die halbe Stundenzahl in der Regel aber nicht den halben Lohn wollen. Sondern, wie im öffentlichen Dienst üblich, 60 Prozent. Und das ist teuer für die Agenturen.
Was ist nach Ihrem Dafürhalten das Arbeitszeitmodell der Zukunft im Reisebüro?
Wir müssen hier viel beweglicher werden. Ich denke, dass wir über kurz oder lang zu echten Jahresstundenkonten kommen müßten. Mit anderen Worten: Die Arbeitszeit muss bedarfsorientiert aufs Jahr verteilt werden. Das hat zudem den Vorteil, dass sich am Jahresende keine langen Resturlaube und Überstundenberge anhäufen, die noch schnell abgefeiert werden müssen.
Graut es Ihnen vor dem Teilzeitarbeitsgesetz, das einen Anspruch auf Teilzeit beinhaltet?
Schauen Sie, Theorie und Praxis sind immer zwei verschiedene Dinge. Wenn qua Gesetz eine Wandlung von Voll- in Teilzeitstellen in unserer Branche möglich sein sollte, scheitert das im Alltag schon daran, dass ich nicht genügend gut ausgebildete Fachkräfte finde, um aufzustocken.

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“Karriere: Wer Erfolg haben will, muss Gas geben

“Mit Ihrer gefühlsduseligen Beraterei kommen Sie bei uns beruflich niemals voran”, hatte sie der Agenturchef kurz nach Feierabend angegiftet. Grund der Zurechtweisung: Selina Michaelis (Name geändert), Reiseverkehrfachfrau aus Heidelberg, hatte mit aller Gelassenheit und Hilfsbereitschaft versucht, es in punkto Reiseberatung einem sehr unentschlossenen älteren Ehepaar recht zu machen. Über eine Stunde lang hat sie sich mit den Wünschen der älteren Herrschaften befasst. Jedoch ohne Buchungsabschluss. Selina Michaelis: “Zugegeben, das ging über das übliche Beratungsmaß hinaus, weil sie mir in ihrer hoffnungslosen Überforderung einfach völlig leid getan haben.” Ihr bitteres Fazit: “Falsches Engagement als Karrierefalle.”

Wer Karriere machen will, darf sich heutzutage so gut wie keine Fehltritte leisten. Vor allem dann nicht, wenn eine Frau die Karriereleiter hinauf klettern will. Mitgefühl und Empfindsamkeit sind tabu. Gefragt sind stattdessen die toughen Talente. Gradlinigkeit und Durchsetzungsvermögen zum Beispiel. Die Fähigkeit, zu delegieren und zu motivieren. Der überdurchschnittliche Einsatz, Budgetverantwortung übernehmen. Und: der unbedingte Wille zum Erfolg. “Das ist die wichtigste Schlüsselkompetenz überhaupt”, sagt Andrea Glandien, stellvertretende Leiterin der Personalabteilung bei Travel Overland in München. Der ideale Aufsteiger bringe als Grundstein für die Karriere immer eine “fachliche und soziale Kompetenz” mit. Und so, wie sie es erzählt, ist dann der Aufstieg vom kleinen Azubi über Team- und Büroleiter bis zum Supervisor quasi zwangsläufig.

Was aber unterscheidet nun normale von erfolgreichen Menschen? Einfach ausgedrückt: Sie sind anders. “Sie machen im Berufsalltag die Kleinigkeiten einfach besser”, sagt der Münchener Erfolgstrainer und Seminarleiter Karl Herrmann Künneth. “Sie arbeiten genauer und länger, sie achten mehr auf ihr Äußeres, haben bessere Umgangsformen Kunden und Mitarbeitern gegenüber. Sie besitzen mehr Kompetenz, arbeiten effektiver und kommunizieren zielgerichteter.” Die meisten dieser Karrierebausteine, so Künneth, kann man sich erarbeiten. Andere nicht, zum Beispiel das Geschlecht. Die Frau hat’s doppelt und dreifach schwer: Agiert sie ruhig und besonnen, fehlt ihr der Biss. Denkt sie logisch, ist sie kalt und berechnend. Ist sie hilfsbereit, wird sie ausgenutzt. Hat sie Erfolg, ist sie ein Karriereweib. Frauen, so Künneth, könnten zwar im Prinzip ebenso wie Männer Karriere machen. Aber häufig stehe ihnen die Emotionalität und das weibliche Ego im Wege. “Haben sie Erfolg, war es das Team. Haben Sie Misserfolg, sagen sie, ich bin ganz alleine schuld.” Größter Unsicherheitsfaktor bei Frauen im Big Business ist und bleibt allerdings die “Angst vor der Schwangerschaft”. Künneth: “Welches Unternehmen kann es sich leisten, den Vorstandsposten drei Jahre lang frei zu halten.”

“Wer nichts will. erreicht auch nichts”

Interview mit der Hamburger Karriereberaterin Sabine Breitbart.

Wie muss man sein, um Karriere zu machen?
Jemand, der Karriere machen will, sollte seine Tätigkeit wirklich gerne machen. Am besten ist es, wenn er völlig im Einklang steht, mit dem was er macht und nicht nur auf den Feierabend wartet, um endlich das zu tun, was ihm am meisten Spaß macht. Erfolgreiche Menschen identifizieren sich mit ihrer Tätigkeit.

Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die so jemand mitbringen muss?
Ein gesundes Selbstbewußtsein, Lernbereitschaft, ein ausgeprägtes Sozialverhalten und Flexibilität sind die wichtigsten Eigenschaften, die man mitbringen oder erlernen sollte, wenn man Karriere machen möchte. Daneben sind jedoch auch Eigenschaften wie Mut, Ordnung, Fleiß und Kreativität sehr gefragt - auch wenn niemand das in diesen zum Teil sehr altmodischen Begriffe ausdrücken würde.

Reicht Ehrgeiz allein?
Auf keinen Fall! Ehrgeiz alleine kann sogar blind machen. Jedoch ist es gut, berufliche Ziele zu entwickeln und an die Erfüllung zu glauben beziehungsweise alles dafür zu tun, dass die beruflichen Wünsche auch in Erfüllung gehen. Jemand, der nichts möchte, wird auch nichts erreichen auf Dauer. Die Ziele sollten einen Inhalt haben, für den es sich lohnt, sich anzustrengen. Ziele wie: großes Gehalt, Macht und Prestige sind alleine ohne Inhalt. Es muss einem schon um die Sache selbst gehen, wenn man wirklich erfolgreich sein will.

Gibt es bestimmte Mängel, die Ihnen beim heutigen Nachwuchs in Sachen Karriereplanung besonders stark auffallen?

Der Einstieg ins Berufsleben erfolgt - statistisch gesehen - immer später. Zu viele beginnen ihr richtiges Berufsleben (mit Ausnahme von gelegentlichen Jobs) erst ab dem 30. Lebensjahr. Das ist - nicht nur aus meiner Sicht - sehr spät, wenn man bedenkt, dass man ab dem 40. Lebensjahr im Falle einer Arbeitsuche schon zu den “älteren” Arbeitsuchenden gehört. Damit im Zusammenhang steht meine Beobachtung, dass der heutige Nachwuchs sich sehr viel länger als jung und als Nachwuchs empfindet und verhält. Verantwortung wird erst recht spät übernommen. Auch würde ich dem heutigen Nachwuchs mehr eigene berufliche Ideen und Eigenständigkeit wünschen und zu Berufswegen raten, die nicht in jeder Karrierezeitschrift empfohlen wurden.

Woran erkennen Sie denn, ob ein Bewerber gut und bereit ist, für die Karriere auch Opfer zu bringen?
Jemand, der wirklich für eine Tätigkeit sehr motiviert ist, wird sich im Gespräch und bei allen sonstigen Anlässen entsprechend verhalten. Er hat glaubwürdige Antworten im Bewerbungsinterview, nachvollziehbare Ziele und die Stelle ist so beschaffen, dass sie ihm eindeutig Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Aus der Art der persönlichen und schriftlichen Präsentation eines Bewerbers können recht verläßliche Schlüsse gezogen werden zu der Frage, ob man den richtigen Bewerber ausgewählt hat. Von einem "Opfer" würde ich daher nicht wirklich gerne sprechen, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich ausreichend über die gegenseitigen Erwartungen und Pflichten ausgetauscht haben und es dann zu einem Arbeitsvertrag kommt.

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Wehe, wenn die Kasse nicht klingelt:
 - Umsatzdruck im Reisebüro

Umsatzdruck am Counter – den Mindestumsatz erreichen, das Vorjahresniveau bei den verschiedenen Veranstaltern halten. Besser sogar: deutlich steigern. Die Zusatzprovisionen und Superprovisionen sichern. Dann ist alles im Lot. Aber wehe, wenn die Umsätze zurück gehen? Dann gibt es noch mehr Druck. “Letztes Jahr rückte der Chef zur Weihnachtsfeier an und sagte uns, dass wir das Umsatzziel nicht erreicht hätten und deswegen das Weihnachtsgeld gestrichen werde”, erzählt Anna Born (Name geändert), die in einem kleinen Büro in der Nähe von Wiesbaden arbeitet. Das bedeutete Frust pur im gesamten Team! “So geht man nicht mit seinen Mitarbeitern um. Das motiviert doch keinen”, empört sich denn auch Bernd Schmidt, Geschäftsführer von Lucas Reisen mit 4 Reisebüros und 2 Reisebussen in Warnemünde und Rostock. “Natürlich ist der Umsatzdruck sehr groß. Schließlich will ich mehr verdienen als nur die Kosten für Lohn, Start, Miete und Strom.” Aber wenn trotz Engagement, Freundlichkeit Aussagefähigkeit, offensiven Verkaufens und Zielgebietskenntnissen die Umsätze nicht stimmten, treffe den einzelnen Mitarbeiter keine Schuld. In seinen Büros sind die Büroleiter tagesaktuell im Bilde, was die Umsätze angeht. Schmidt selbst läßt sich im Wochenrhythmus die Umsätze der von ihm vertriebenen Veranstalter TUI, ITS, FTI und DER ausdrucken. “Und dann weiß ich genau, welchen Veranstalter ich die kommende Woche verstärkt verkaufen muss, um bessere Provisionen zu kriegen.”

Umsatzstagnation und Umsatzrückgänge bei den Agenturen rufen immer die Airlines und Veranstalter auf den Plan. Die Telefone klingeln in den Reisebüros. Die Vertriebsmaschinerie kommt ins Rollen. Mehr oder weniger nette Außendienstmitarbeiter von Veranstaltern und Fluggesellschaften üben Druck aus und haken nach, was los sei. Andere handeln direkt und entziehen kurzerhand die Verkaufsrechte. Das ist Roswitha Richel vom Reisebüro Richel in Großkrotzenburg mit Nazar Reisen so passiert. Flugzeiten mitten in der Nacht waren der Grund, warum die Umsätze plötzlich nicht mehr stimmten. Eine kurze Notiz: Agentur entzogen. “Ich ignoriere den Druck aber einfach. Denn ich möchte meine Kunden mit ihren Reisen nicht in irgendwelche Umsatznischen drängen, in denen mir vielleicht noch ein paar tausend Mark fehlen, um bessere Provisionen zu bekommen.”

Fast alle Agenturen zwischen Flensburg und Garmisch verspüren großen Umsatzdruck. Während auf kleinen, unabhängigen Büros zumeist die Last, Umsatz zu machen, gleichbedeutend ist mit dem Druck, wirtschaftlich zu überleben, lastet in Kettenbüros häufig der Druck auf dem einzelnen Mitarbeiter. “Warum verkaufst Du TUI, wenn Neckermann doch unser Leitveranstalter ist?” Solche Fragen sind die Regel. Mitarbeiter werden turnusmäßig mit ihren Umsatzzahlen konfrontiert. Das ist bei Atlas Reisen nicht anders als bei Waggon Lits, Thomas Cook, American Express und im Hapaq-Lloyd-Reisebüro. Ein Lloyd-Mitarbeiter, der ungenannt bleiben möchte: “Regelmäßig werden unsere Umsatzzahlen analysiert.” Zwar werde kein direkter Druck ausgeübt, aber indirekt schon. Durch Einzelgespräche, wenn die Zahlen weit von denen der Kollegen abweichen. “1,3 Millionen Mark soll jeder Mitarbeiter im Schnitt im Jahr umsetzen”, heiße die Maxime aus Bremen. Und von dort kommt auch – zu sehen auf den Bildschirm – die Ansage, welche Airline, welcher Veranstalter neben dem Leitveranstalter TUI Woche für Woche zu pushen, sprich verstärkt zu verkaufen sei. Und das, so der Mitarbeiter, “erzeugt schon enormen Druck”.jt

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Online bewerben - aber mit Stil und Verstand

Der Online-Stellenmarkt boomt. Unternehmen suchen verstärkt Personal übers reichweitenstarke Internet. Und für Stellensuchende bietet das Netz ebenfalls fast unbegrenzte Möglichkeiten zum Bewerben. Das ist die Theorie. Die Praxis sieht so aus: Per E-Mail trudeln Anfragen, unvollständige Bewerbungen und Zwischenmeldungen auf die Monitore der Personalverantwortlichen. Durchdachte und durchgestylte Online-Bewerbungen sind noch selten. Dabei sind sich die Personalabteilungen einig: Online ist tolles Medium für Bewerbungen.

“Von Inhalt und Schreibstil müssen beide Bewerbungsformen gleich sein”, sagt Kurt Heinz Reitz, Regional Director Operation East bei TUI Business Travel in Berlin. “Schließlich ist das die Visitenkarte des Bewerbers.” Etwa jede 10. bis 15. Bewerbung komme bei ihm online an. Viele allerdings mehr schlecht als recht. Eine häufige Variante: “Ich interessiere mich für den Job. Wenn Sie mehr über mich wissen wollen, fordern Sie bitte die Unterlagen an.” Das macht viel Arbeit. Und keinen besonders guten Eindruck. Reitz präferiert wie Judith Kohlmann, Personalreferentin bei American Express, Mails mit einem “Anschreiben plus einigen Eckdaten, aus denen man erkennen kann, wer der Bewerber ist, was er macht und was er kann”. Angehängt sein sollte ein tabellarischer Lebenslauf. Wenn möglich, sogar ein Foto. Das zeigt dass jemand, der beruflich mit Computertechnik umgehen muss, sich auch mit den Möglichkeiten auseinander setzt.

Online-Bewerbungen – sie unterscheiden sich im Prinzip nicht von den schriftlichen Bewerbungen. Sie müssen für den Jobsuchenden werben und ihn in ein gutes Licht stellen. Auch formal sollten sie einwandfrei sein. Das heißt: Neben Anschreiben und Lebenslauf gehören die Telefonnummer für Rückfragen und die ausgefüllte Betreffzeile, damit der Empfänger in der Personalabteilung auf den ersten Blick den Inhalt der E-Mail erkennen kann, zu den Standards. Superwichtig ist auch der Stil: Lassen Sie sich keinesfalls zu einem flapsigen Ton hinreißen. Chat- und Foren-Slang hat in Bewerbungen nichts zu suchen. “Formatierungsfehler, verrutschte Zeilen oder nicht korrekt lesbare Umlaute sind verzeihbar” sagt Kohlmann, bei der der Online-Bewerbungsanteil etwa 50 Prozent ausmacht.

Der Vorteil der Online-Bewerbungen ist klar: “Ich habe sie viel schneller auf dem Tisch”, sagt Patricia Maas, Personalreferentin bei DER-Tour in Frankfurt. Und der WWW-Bewerber ist gegenüber den Schnarchnasen, die Wochen brauchen, um ihre Bewerbungsmappen zu packen “deutlich im Vorteil. Vorausgesetzt, er macht es richtig.” Wie alle Personalverantwortlichen verlangt sie komplette Unterlagen. Und ein Foto, wenn’s geht – ein Zeichen von Professionalität. 

Gleichwohl die Personalprofis ausgereifte Online-Bewerbungen schätzen, sind sie kein Garant für die Einstellung. Sie helfen und zeigen, dass sich der Bewerber mit den Themen Internet und Multimedia beschäftigt. Das beschert zwar Pluspunkte und einen guten ersten Eindruck. Aber wie überall: Der letzte Eindruck bleibt. Und den gewinnen auch die Personalprofis nur im Bewerbungsgespräch. jt

Attachments und Fotos

Bei der Online-Bewerbung ist es Pflicht, den E-Mails so genannte Attachments (Anhänge) anzufügen. Als Attachments eignen sich Lebensläufe und Fotos, eingescannte Zeugnisse und Referenzen. Aber Vorsicht: Beim Senden können E-Mails von versierten Computer-Fachleuten eingesehen werden. Sie haben den selben Sicherheitsstandard wie eine Postkarte.
Alle gängigen Mail-Programme wie Netscape Messenger oder Outlook Express bieten Anhänge an. Den Lebenslauf schreiben Sie zunächst mit einem gängigen Textverarbeitungsprogram m (Word, Winword). Anschließend speichern Sie ihn auf der Festplatte.
Das Anhängen bei Netscape: Nachdem Sie ihr Anschreiben im E-Mail fertig haben, drücken Sie in der oberen Leiste “Anfügen” und anschließend “Datei”. Sie suchen ihre Lebenslaufdatei auf der Festplatte und drücken “Öffnen”. Fertig ist der Anhang. Verschickt wird die Mail wie gewohnt.
Bei Outlook funktioniert es ähnlich: Nach dem Schreiben drücken Sie entweder auf die “Büroklammer” in der Befehlsleiste oder Sie gehen über die Befehle “Einfügen” und “Anlage”. Anschließend das selbe Procedere wie bei Netscape.
Das Einscannen von Fotos und Dokumenten ist keine Zauberei. In den Scanner legen, das Programm starten, scannen und abspeichern. Und schon haben Sie eine Fotodatei oder Grafikdatei. Achten Sie auf gängige Formate wie jpg, bmp oder gif. Sie können von den meisten Programmen gelesen werden. Wer keinen Scanner hat, läßt sich das Foto in besseren Copyshops einscannen.

Online-Bewerbung per E-Mail

Auch wenn in Online-Foren, in Chatrooms und im Internet schlechthin der Umgangston lax bis frivol ist – in Online-Bewerbung hat dieser Ton nichts zu suchen. In Form und Tonalität sollte sie sich nicht von der klassischen Bewerbung unterscheiden. Meist gibt es zwei Möglichkeiten: Firmen bieten ein eigenes Bewerbungsformular an, das Sie ausfüllen sollten. Oder Sie bewerben sich mit E-Mail und Anhang.
Eine eigene Mail empfiehlt in folgenden Situationen:
- Sie kennen den Personalverantwortlichen und seine Mail-Adresse
- Sie finden das Stellenangebot im Internet
- Firmen wünschen ausdrücklich die Online-Bewerbung

Tipps für die Online-Bewerbung

Der von Personalchefs am häufigsten kritisierteste Punkt ist: Bei E-Mail-Bewerbungen mangelt es häufig an der Detailversessenheit. Besonders bei Initiativbewerbungen muss der Bewerber den Adressaten in die Lage versetzen, anhand der Unterlagen zu entscheiden, ob sie für ihn interessant sind. Die Tipps:

  • Chatslang ist absolut tabu
  • keine leeren Betreff-Zeilen
  • Formulieren Sie präzise und auf die Bedürfnisse des Unternehmen zugeschnitten
  • Überprüfen Sie die Mail auf Fehler. Drucken Sie sie dazu aus.
  • Unbedingt eigene Kontaktadresse angeben. Auch Anschrift und Telefon.
  • Verzichten Sie weitestgehend auf Umlaute. Manche Programme können sie ebensowenig darstellen wie das ß.
  • Bereiten Sie Ihre schriftlichen Bewerbung parallel vor, sodass Sie sie bei Bedarf sofort nachreichen können.

Online-Touristik-Jobbörsen

  • www.travel-job.de – Dino unter den Touristikbörsen. Die Stuttgarter haben ein großes Angebot. Übersichtlich. Jobsuche möglich nach Postleitzahl oder Jobrubrik. Stellenanzeigen kosten ab 110 Mark netto. Stellengesuche sind kostenlos.
  • www.fvw.de – ebenfalls sehr großes Angebot. Gezielte Suche nach Region, Rubrik und Jobposition. Ist aber im Stellenmarkt eine 1:1-Übernahme aus dem Printtitel. Mit anderen Worten: Stellenangebote und Stellengesuche können nicht ausschließlich online aufgegeben werden. Somit sind alle Jobangebote und –gesuche kostenpflichtig.
  • www.touristik-report.de – recht viele Stellen. Sortiert nach Sparten, Voll- oder Teilzeit und Freelance. Allerdings etwas unübersichtliche Präsentation.
  • www.travel24.com – ein paar Alibistellen unter der Jobrubrik. Große Optik, kleines Angebot.
  • www.touristikernet.com – lange Ladezeiten, wenig zeitgemäße Präsentation und das unvermeidliche Login. Ohne Registrierung läuft nichts.
  • www.bulletin.de – tut sich noch etwas schwer. Zwar kostenlos, aber auch nutzlos. Zu viele veraltete Angebote und Gesuche. Und in manchen Postleitzahlbereichen steht nur die Eigenwerbung.

Allgemeine Online-Jobbörsen

    www.arbeitsamt.de – hat den Muff vergangener Jahre als www.Bürokraten.de längst hinter sich gelassen.
    www.job.de – Marktführer. Permanent über 50000 Stellen. Allerdings nicht allzu viele von touristischer Relevanz.
    www.stepstone.de – je nach Suchart und Suchbegriff 20 bis 200 Stellenangebote aus der Tourismusbranche. Manchmal aber sehr weit her geholt.
    www.jobrobot.de – durchsucht andere Jobmaschinen nach den eingegebenen Stichwörtern. Etwas magere Ausbeute in der Touristik.
    www.evita.de – die Jobworld lohnt sich. Scannt jede Woche zweimal Online-Börsen nach Ihrem persönlichen Profil ab. Schickt Ihnen die Ergebnisse per E-Mail.

    Veranstalter und Reisebüros

    Alle großen und wichtigen Veranstalter, Airlines und Reisebüros haben ihre eigenen Seiten im World Wide Web. Und immer mehr wissen den so genannten Content des Netzes zu schätzen. Sie haben eigene Jobrubriken auf ihrer Homepage. Klicken Sie sich also durch die Seiten Ihrer Favoriten. Und wenn Ihnen die Webadresse dazu fehlen, benutzen Sie eine Suchmaschine. Geben Sie in www.fireball.de oder www.google.de Ihre Wünsche ein. Und Sie bekommen (fast) immer die passende Antwort.