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: Eltern - das Magazin

Was kochst du denn morgen?

Er macht, was Millionen Frauen tun. Er kümmert sich um seine Kinder. Das macht ihn verdächtig.

Es ist Montag, 5.59 Uhr, ich bin hundemüde. Mein Sohn, knapp zwei, turnt hellwach auf mir herum und kreischt mir aus zehn Zentimeter Entfernung “Papa, aufdehn, aufdehn” ins Ohr. Ich kapituliere und beuge mich dem 92 Zentimeter großen und 12,3 Kilo schweren Gegner. Inzwischen ist es 6.24 Uhr. Er ist gewickelt, sitzt am Tisch und kippt mit dem unschuldigsten Schau-mal-was-ich-kann-Grinsen lauwarme Milch aufs Parkett. Ich renne in die Küche, um einen Lappen zu holen. Unterdessen stürmt Sohnemann ins Wohnzimmer, wo er auf einem Kissen ausrutscht und mit dem Kopf gegen den Wohnzimmertisch knallt. Peng, eine Riesenbeule auf der Stirn. In meinem Kopf rattert es. Wie war das noch schnell? Welche Globuli bei welchem Unfall? Verdammt noch mal, diese Ökomedizin-Flaschen sehen alle gleich aus. Bei der fünften denke ich: Gib ihm doch irgendwas, schadet nicht, ist ja homöopathisch.

Schließlich finde ich, was ich suche: Arnika D6. Janis heult. Die rechte Schulter meines neuen T-Shirts ist völlig zugerotzt. Langsam beruhigt er sich, uns geht es besser. Immerhin zehn Minuten lang. 7.13 Uhr, er will raus. Doch draußen gießt es wie aus Eimern.

So beginnt meine Woche. Der Montag hat für mich schon lange keine Bedeutung mehr. Alle Tage sind gleich, seit ich Hausmann bin.

Hausmann 2000 – das klingt wie Playboy des Jahres. Und so fühle ich mich auch. Alles ein Spiel. Morgens mit Duplo und Klickerbahn, mittags mit Eimer und Schaufel, und abends mit dem Kindershampoo in der Badewanne. Von wegen tränenfrei. Das funktioniert nur in der Werbung.

Ich habe etliche Freundinnen, denen es im Grunde genauso geht wie mir. Sie kommen manchmal bei mir vorbei. Das ist immer ein Spektakel für meine Nachbarn, die sich die Köpfe verdrehen. “Der schickt seine Frau arbeiten und kriegt tagsüber Frauenbesuch.” Pfui Teufel. Und wenn ich meine Freundinnen besuche, jede Wette, mindestens einmal steckt die weltoffene Schwiegermama ungebeten den Kopf zur Tür hinein. “Hallo, will nur mal sehen, wie es meinem Enkelchen geht.” Ha, ha, ha! Du willst bloß sehen, ob wir die Hände wirklich nur an der Kaffeetasse haben.

Hausmänner sind suspekt. Vor allem für die Männer meiner Freundinnen. Die halten mich zwar für ein Weichei, empfinden aber gleichzeitig eine Bedrohung. Da ist einer, der verbringt mehr Zeit mit meiner Frau als ich. Unfassbar, der putzt freiwillig Klo und Bad. Ich hab deswegen immer Stress mit meiner Frau. Und seit sie sich mit dem da trifft, sogar verstärkt.

Männer sind fies. Nicht nur, dass sie bei Frauen in der Küche von artgerechter Haltung sprechen. Nein, sie schenken mir, wie mein Vater zum Beispiel, zum Geburtstag einen dieser High-Tech-Putzlappen. Mann, was hab ich mich gefreut! Oder mein Freund Gerald, hat der mir doch zum Vatertag eine Schürze gekauft. Und mein Freund Holger, erzählt er doch auf dieser Schicki-Micki-Stehparty, dass ich jetzt Hausmann bin. Und dass die Zwei-Jahre-Kinderauszeit doch eine prima Gelegenheit sei, mal den kreativen Akku wieder aufzuladen.

Aber es gibt auch die Erfolge im Hausmannsleben. Spaghetti mit Hackfleischsoße gibt’s heute. Meine Tochter kommt gerade aus der Schule und hat einen Bärenhunger. Spaghetti – mein Sohn speit sie mit einem angewiderten “bääh” aus. Da klingelt das Telefon. Martina ist dran. “Hi, sag mal, was kochst du denn morgen?” säuselt sie in den Hörer. Bingo, denke ich. Eine dreifache Mutter ruft mich an, um nach einem Kochtipp zu fragen. Willkommen im Club! “Tortellini koche ich morgen. Die hat Janis letzte Woche ausgespuckt. Deshalb ist die Hoffnung groß, dass er sie morgen isst.”